Um die normale motorische Entwicklung des Kindes zu fördern, bedarf es des Wissens, wie ein Säugling sich physiologisch "normal"  bewegt. Bewegung bedeutet Leben. Durch dieses Wissen entstehen Verständnis und Verbindung zu Ihrem Kind.

 

 

Wie nehme ich mein Kind hoch?

 

Das Hochnehmen und Hinlegen des Kindes sollte in den ersten Monaten stets über die Seitenlage, fast Bauchlage erfolgen. Alternativ kann das Hochnehmen auch aus der Rückenlage erfolgen, indem der Kopf mit der Hand vollständig unterstützt wird.

 

Ebenso sollte das langsame Umdrehen in die Bauchlage durch sanftes Anwinkeln des Beinchens erfolgen. Geben Sie Ihrem Kind genügend Zeit, die Bewegung mitzugehen.

 

Die Bauchlage sollte tagsüber mindestens 5 bis 7 mal eingenommen werden.
Bauchlage bedeutet unter anderem auch, wenn das Kind Ihnen zugewandt, auf Ihnen liegt, im Fliegergriff gehalten wird, oder den Blick nach unten, über Ihren Beinen ruht.

 

Alle Bewegungen sollten ruhig und langsam ausgeführt werden, damit das Kind Zeit hat, den Bewegungen zu folgen. 

 

Ab wann darf mein Kind sitzen?

 

Das zu frühe Aufrichten des Kindes, z.B. in Sitz- oder Standhaltung, stört die normale physiologische Entwicklung des Bewegungsapparates. Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht. Diese Entwicklung ist sehr individuell. Heutzutage weiß man, dass die Zeitspannen der normalen Entwicklung deutlich größer sind.

 

Der kindliche Darm ist zu Beginn noch extrem unreif. Daher ist die Stillposition in neutraler Wirbelsäule für das Kind von großer Wichtigkeit.

  • Dauerstillen, das heißt unter 2 Stunden, bedeutet für den Darm eine große Belastung und fördert zeitweise massive Blähungen, wenn frische Muttermilch im Magen auf unverdaute Milch trifft.
  • Falls Ihre Brustwarzen schmerzempfindlich sind, benutzen Sie Stillhütchen.
  • Grundsätzlich sollten Sie das Stillen nicht zu schnell aufgeben, denn durch die extreme Umweltbelastung ist längeres Stillen die beste Allergieprävention. Ein weiterer wichtiger Punkt beim Stillen ist der Aufbau des Urvertrauens des Kindes zur Mutter.
  • Nehmen Sie sich Ruhe, Zeit und den richtigen Raum für das Stillen.
  • Stillen kommt von Stille!!!
  • Trinken Sie ausreichend, ernähren Sie sich ausgewogen und essen auch Sie in Ruhe. Vermeiden Sie, soweit möglich, weißen Zucker, zu viele tierische Eiweiße und weißes Mehl. Essen Sie soweit wie möglich nur natürliche Lebensmittel.
  • Gönnen Sie sich selbst die Ruhe und Stille, die in unserer hektischen Welt ohnehin kaum vorhanden sind. Diese schöne Zeit hilft Ihnen, in die Mutterrolle hinein zu finden.
  • Da die Entwicklung des Dünndarms viele Jahre benötigt, sollte er nicht zu früh durch oftmaligen Nahrungswechsel belastet werden.
  • Kinder benötigen keine abwechslungsreiche Ernährung, im Vergleich zu Erwachsenen.

Was mache ich, wenn mein Kind dauerhaft weint?

  • Zuerst sollten Sie sich bewusst machen, dass Ihr Kind bei Unwohlsein jeglicher Art nur zu dieser Form der Kommunikation fähig ist. Nur durch Schreien und Weinen kann es deutlich auf sich aufmerksam machen.
  • Bleiben Sie ruhig und entspannt, auch wenn dies nicht so einfach ist. Versuchen Sie, sich selbst durch tiefe und entspannte Atmung zu beruhigen. Ihr Kind wird die ruhige Atmung sofort verspüren und sich mit der Zeit auch beruhigen. Fühlen Sie sich in Ihr Kind hinein und spüren Sie Dankbarkeit auch in solch schwierigen Situationen.
  • Je mehr Außenreize das Nervensystem wahrnimmt, z.B. durch das Auf- und -Ab beim Wippen, Föhnen, Autofahren, auf dem Pezziball Hüpfen, umso mehr wird Ihr Kind beansprucht.
  • Ihr Kind braucht nur Ihre Zuwendung, Nähe und ungeteilte Aufmerksamkeit.
  • Dennoch wissen wir heute, dass womöglich ein Kind auch aus vorherigen Generationen ein unbearbeites Trauma in sich trägt und dies das Kind unbewusst belasten kann. (siehe Buchtipp)

Zum Schluss einige Hinweise:

  • Erlauben Sie Ihrem Kind, das erste Sinnesorgan des Menschen, den Mund, zu entwickeln. Es ist normal, dass Ihr Kind alle Objekte, besonders zu Beginn, die Finger und die Hände in den Mund steckt.
  • Grundlage des menschlichen Tastsinns sind die feinen Sinneszellen der Zunge.
  • Wir werden im Wachstumsprozess des Kindes langsam zu Eltern und lernen gemeinsam mit unserem Kind.
  • Die motorische Entwicklung sollte durch passende, lockere Kleidung gefördert werden. Es werden keine externen Hilfsmittel benötigt.
  •  Wir Eltern sind keine Heiligen und werden ein Leben lang Fehler machen.
  • Hören Sie auf Ihre eigenen Erwartungen. Ihr Kind kann Ihre Emotionen und Gefühle sehr gut empfinden. Versuchen Sie sich stets Ihr Mitgefühl und Ihre Dankbarkeit für das Geschenk der Elternschaft bewusst zu machen. Ein wertschätzender Umgang in der Paarbeziehung macht die Fürsorge für Ihr Kind sehr viel leichter.

Buchtipps:

  • Pikler, Emmi: Last mir Zeit. Plaum Verlag, Dezember 2018
  • Alberti, Bettina: Die Seele fühlt von Anfang an. Kösel Verlag, 2005
  • Ritschl, Prof. Ewald: Mein rätselhaftes Kind. Styria Premium, September 2016
  • Chamberlain, David: Woran Babys sich erinnern. Kösel Verlag, Februar 2010
  • De Jong, Theresia Maria; Thurmann, Ilka-Maria: Willkommen im Leben. Patmos Verlag, Juli 2008
  • Bessel van der Kolk, Verkörperter Schrecken "The body keeps the score" Probst Verlag, 07. Auflage, Januar 2021
  • Mark Wolynn, Dieser Schmerz ist nicht meiner, Kösel Verlag, 2016
  • Gerald Hüther, Prof., Uli Hauser: Jedes Kind ist hochbegabt.... Knaus Verlag
  • Gerald Hüther, Gehirnforschung für Kinder, Kösel Verlag